Ausgabe 17 - Das Tier im Menschen, der Mensch im Tier

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 (Foto: Dominic Wunderlich)

Diese Ausgabe ist bei jeder Schulz-Konferenz, im Sekretariat und in unserem Onlineshop erhältlich.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

nach langem Warten kann endlich wieder nachts unter der Bettdecke gelesen werden – die neue Ausgabe der Schülerzeitung ist da!

Auch diesmal hat sich die Redaktion gemüht, eine Ausgabe zusammenzustellen, welche das Interesse von Schülern, Lehrern und diesmal auch Haustieren weckt. In der aktuellen Ausgabe stellten wir uns die Frage, wie viel Tier im Menschen und wie viel Mensch im Tier eigentlich steckt. Rein biologisch gesehen ist der Mensch natürlich ebenso viel Tier, wie der blondgelockte Pudel oder der kahle Nacktmull, trotzdem behandeln wir einen Menschen anders, als eine Katze. Alle Lebewesen haben unterschiedliche Bedürfnisse und da der Mensch ganz besonders viele besondere hat, kann in der Beziehung zwischen ihm und anderen Lebewesen unterschieden werden.

Trotzdem bleibt er in erster Linie ein Tier. Erkennbar wird das bei dem Einen an seinen bärenähnlichen Essgewohnheiten, beim Anderen an dem löwenähnlichen Brüllen, wenn er einen Fahrschüler vor sich hat, welcher sich wiederum wie ein gehetztes Reh fühlt. Und das ist auch nicht schlimm. Verleugnen können wir alle nicht, dass wir trotzdem Tiere sind. Die einzige Fähigkeit, welche den Menschen von all unseren Verwandten unterscheidet, ist die Gabe zur Triebregulierung. Doch selbst das funktioniert, gerade im Alter der Pubertät, nicht immer. Manchmal rutscht der Blick weiter nach unten, als er sollte oder bleibt noch eine Weile an einer vorbeilaufenden Schönheit hängen. Dies kann zu unangenehmen Situationen führen, in welchen sich oft für solche Fauxpas geschämt wird. Aber es ist natürlich, gehört eben zum Alltag dazu. Sicher, kaum ein Mensch würde das freiwillig zugeben, doch das ist ein Fakt. Damit rechtfertigt sich keinesfalls die penetrante Belästigung einer Person, dafür steckt dann (hoffentlich) zu viel Vernunft in uns, aber dennoch – Menschen sind in vielerlei Beziehungen auch Tiere.

Zusätzlich zu dieser Art angeborenem Verhalten hat der Mensch noch mit diesem Wort zu kämpfen, was alles nur komplizierter macht – Vernunft. Jetzt kann der Mensch nicht, wie alle anderen Tiere, seine Triebe ausleben, sondern es wird erwartet, dass man diese kontrolliert, über seine Existenz philosophiert, einer gemeinnützigen Beschäftigung nachgeht und Verantwortung übernimmt. Zusätzlich dazu soll sich noch individualisiert und emanzipiert werden, dann noch Ideale und Moral verinnerlichen und verteidigen. Der Mensch macht es sich so kompliziert, dabei ist er dennoch wie eine Ratte in einem Labyrinth. Durch das Ausprobieren vieler verschiedener Wege, das Erfahren von Niederlagen und Sackgassen und Ausdauer wird irgendwann das Ziel erreicht. Wir Menschen sind die Versuchsobjekte im Labyrinth des Lebens. Unsere eigenen Versuchsobjekte.

Wir können mal die Krallen ausfahren, wie ein wilder Tiger oder sanft und verschmust wie ein kleines Kätzchen sein. Manchmal hilft es, wie ein Dobermann zu bellen, in manchen Situationen ist das Starren wie Fisch hilfreicher. Menschen haben die Fähigkeit, sich von zwei-, vier-, acht- oder tausendfüßigen Kollegen die Verhaltensweisen abzuschauen, welche auf dem Weg durch den Irrgarten Leben zu ihrem Ziel führen können.

Der Homo sapiens ist also ein Tier, mit einer besonderen Fähigkeit, die sich „Vernunft“ nennt und die ihm hilft, sich ganz viele verschiedene Tricks abzuschauen und herzuleiten, mit denen er ein langes und erfülltes Leben führen kann und seine persönlichen Ziele erreicht.

Was sich nun jeder einzelne von uns merkt und abschaut, ist sehr unterschiedlich. Das ist das größte Problem beim Menschen. Da wir nicht auf unsere angeborenen Triebe hören möchten, sondern dieses Ding mit Namen „Vernunft“ beherrschen, was nicht bei jedem gleich ausgeprägt wird, entstehen ganz viele verschiedene Individuen mit ganz vielen verschiedenen Ansichten, Zielen und Wegen. Prinzipiell ist das bei den anderen Tieren nicht anders, allerdings haben diese meist alle das gleiche Ziel, welches sich „Arterhaltung“ nennt. Sicher ist dies auch das Ziel einiger Menschen, allerdings haben sich diese auch andere Ziele gesetzt. Einige nennen es „Geld“, andere „Weltherrschaft“, manche „Liebe“. Generell wollen alle jedoch das gleiche – „Glück“.

Das sieht für jeden anders aus und jeder hat verschiedene Mittel und Wege, diese mit Hilfe seiner persönlichen Vernunft zu erreichen. Da ich nun vermutlich mein letztes Vorwort schreibe und bald die Vorstufe zum Labyrinth des Lebens, welche sich Schule nennt, verlassen werde, habe ich mir oft über dieses „Glück“ Gedanken gemacht und gemerkt, dass dies nichts bringt. Egal wie viele Eigenschaften man sich anschaut, wie vernünftig man ist: durch Denken wird niemals das Glück gefunden. Nur durch das Handeln.

Ich hoffe, dass meine geschätzten Kollegen, die mit mir dieses Jahr (voraussichtlich) die Schule verlassen werden, dies auch erkannt haben und wenn nicht, es noch werden.

Des Weiteren möchte ich mich bei der Redaktion nicht nur für die harte Arbeit, sondern auch die lustige und schöne gemeinsame Arbeitszeit bedanken. Erinnerungen sind immer ein wichtiger Bestandteil zum Prägen der eigenen Wege und Ziele.

Damit möchte ich nun meine Einleitung in unsere erste Ausgabe von 2019 beenden und wünsche viel Spaß beim Entdecken, Erfahren und Mittdenken.

 

Paula Richter (Chefredakteurin)

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