Die Tribute von Panem: Passt, wackelt und hat Luft - oder?

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Location(s): Berlin

Themen zu diesem Artikel: Rezensionen, Filme

Pause, in 10 Minuten geht es weiter. (Foto: Maxi Unger)
Pause, in 10 Minuten geht es weiter.

Schon scheiße, wenn man von einem Film, den man gerade einmal bis zur Hälfte gesehen hat das Ende weiß. Dann kann auch noch so viel Action, Blut und Massaker enthalten sein, wenn die Story blöd ist nützt diese Tatsache niemanden.

Aber einmal von Anfang an. Es geht um die sehnsüchtig erwartete  Teenie-Twilight-Nachfolgerromanze "Die Tribute von Panem". Was darin passiert? Amerika  existiert in seiner heutigen Form nicht mehr, dafür Panem, eingeteilt in zwölf Distrikte und  das Kapitol. Um die Menschen bei Laune zu halten und gleichzeitig für ihre frühere Rebellion  zu bestrafen, richtet man jährlich sogenannte Hungerspiele aus. In diesen stellt jedes Distrikt  einen Jungen und ein Mädchen, welche in einer Arena auf Leben und Tod miteinander kämpfen müssen. Eine von ihnen ist die 16-jährige Katniss Everdeen, welche freiwillig an der Stelle ihrer Schwester antritt. Den zugehörigen männlichen Tribut nennt man Peeta Mellark. Er ist durch unerklärliche, eng mit verkohltem Brot verknüpfte, Umstände in sie verknallt.  Die beiden und noch 22 andere Jugendliche in eine Arena gesperrt hat man das perfekte Drama, vor allem, wenn die Aufgabe lautet: "Bringt euch gegenseitig um, bis nur noch einer übrig bleibt! Und derjenige bist du."

Passt, wackelt und hat Luft. Vor allem, wenn man die Gelegenheit hat sich diesen Film in einem großen Kino in Berlin, zum Bundesstart anzusehen. Passt, weil es die perfekte Gelegenheit für unsere Lehrer auf der Berlinklassenfahrt war alle Schüler an einem Abend zu beschäftigen. Wackelt, wenn inmitten des Films, an einer Stelle, wo sich entscheiden soll ob die Hauptprotagonistin denn nun stirbt, wahnsinnig wird oder doch lieber  fröhlich weitermacht eine schöne Botschaft auf der Kinoleinwand erscheint. "Pause,  in 10 Minuten gehts weiter." Diese bleiben dann dort für die nächste halbe Stunde, und  noch länger. Blöd nur, wenn das Personal der besagten Kinofiale auf dem Potsdamer Platz mit  dem doppelten x, es aufgrund "technischer Probleme" nicht auf die Reihe bekommt den Film nach  dieser Pause an derselben Stelle weiterlaufen zu lassen. Nach einigen Fehlversuchen beim  Filmweiterlaufenlassen, unter anderem mit Exkursen in die Filmmusik von Shopaholic, gab es die tolle  Mitteilung man könne nach Hause gehen und bekommt sein Geld zurück oder schaut den Film, nach  einer undefiniert langen Pause weiter und erhält eine Freikarte für einen anderen Film. Ist  ja echt wunderbar. Haha. Wie gesagt, jeder kann sich vorstellen wie der Film ausgehen wird und da das rücksichtsvolle Kinopersonal auch noch den Ton der Endszene in seinen Fehlversuchen abgespielt  hat bekommt dieses auch wirklich jeder mit.

Warum Luft, vor allem nach oben? Nun, der Film verfügt  einen Kameramann mit einer, ich nenne es einmal sehr lebendigen Kameraführung. Eine  Kameraführung, die jede Bewegung der Protagonisten erdbebenrealitätsnah in Szene setzt.  Vielleicht hat dieser Mann sich auch nur ein Beispiel am Filmcharakter Haymich Alberney, welcher  Katniss' Mentor und andauernd betrunken ist, genommen. Das würde das ständige auf und  ab der Kamera erklären. So etwas macht den gesamten Film zunichte (zumindest die gesehene erste  Hälfte). Das kann man doch fast nicht bringen. Der Kinobesucher will wissen, was man in einem Film  sehen kann und nicht nur irgendwelche Farbschlieren, welche zur Folge haben, dass man aus dem Film mit  Kopfschmerzen herausgeht. Soviel zum Wackeln. Das nächste auffälllige an der Kameraführung ist, dass es nach einiger Zeit wie eine bewegte Portraitaufnahme der  Katnissschauspielerin Jennifer Lawrence wirkt, was den Film nicht wesentlich interessanter macht. Schon weil nach einiger Zeit jeder weiß, wie das Mädel aussieht und wo ihr Pickel ist. Außerdem soll ein Film ja eine Handlung rüberbringen und zeigen, was passiert. Das  funktioniert leider genauso wenig, da das Kamerateam eine Menge Spaß daran hatte, den  Hintergrund mit Bokeh zu versehen und während der Szenen einfach sinnlos hin und her zu  fokussieren.

Was bringt mit dieser Tatsache eine ziemlich gut zusammengecastete und passende Story, wenn nach ein paar Minuten einfach nur das Kopfgefühl einer Achterbahn da ist. Da bringt auch ein realistisches Panem mit tollen Outfits nichts, wenn die Kinobesucher vergrault werden und nicht einmal den Gedanken hegen, sich den Streifen noch einmal alles von Anfang an zu einer anderen Gelegenheit anzusehen, ist das schon ein bisschen traurig. Aber vielleicht enagiert man sich beim nächsten Mal einen weniger zittrigen Kameramenschen und sucht einen Drehbuchautor, welcher eine Handlung auch wirklich spannend machen kann, dann wird das vielleicht etwas mit dem Filmerfolg. In dieser Form klappt das leider nicht. Aber es gibt ja noch gefühlt tausend andere Teenieromanzen, weshalb sich nach zwei Wochen auch niemand mehr darüber aufregen wird.

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