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Themen zu diesem Artikel: Rezensionen, Bücher

Janne Dietz (Foto: René Krauß)
Janne Dietz

Edward und Bella. Der Vampir und das schöne Menschenmädchen, deren Geschichte uns über vier Bücher hinweg präsentiert wird. Eine der romantischsten Geschichten überhaupt, geschrieben von der Amerikanerin Stephenie Meyer. Worum geht es? Isabella ‚Bella‘ Swan, ein Mädchen aus Kalifornien, zieht aus unheimlich selbstlosen Gründen in ein verregnetes Kaff. Obwohl es ihr dort zuerst nicht gefällt, verliebt sie sich nach kurzer Zeit und etwas Gejammer in einen Kerl namens Edward, der Vampir ist und aufgrund ihres Geruches auf sie abfährt. Es folgen seitenlange romantische Dates, Vorstellungen bei der Familie und Beschreibungen seines göttergleichen Aussehens, dann kommt auf den letzten einhundert Seiten noch einmal Handlung auf. Ein anderer Vampir möchte Bella töten, weil diese so verführerisch riecht. Nach einer Flucht und einer weiteren selbstlosen Aktion Bellas wird er von der Happy-Vampir-Family Edwards getötet. Edward saugt Bella noch schnell Vampirgift aus, und da er es schafft, sie dabei nicht umzubringen, sind alle glücklich. Soviel dazu.
Kommen wir einmal zu den Punkten, die mir an diesem Buch gefallen haben: Es ist unterhaltsam. Kann sein, dass es noch einen weiteren positiven Aspekt gibt, aber der fällt mir gerade nicht ein, darum machen wir mit den negativen Punkten weiter.


Also, zuerst zur absolut allerromantischsten Romanze.... Bella liebt Edward, weil er gut aussieht. So gut, dass anscheinend jedes weibliche Wesen in seiner Gegenwart 100 IQ-Punkte auf einmal verliert, und der weibliche Durchschnitts-IQ damit bei -98 liegt. Und Edward liebt Bella, weil sie für ihn geil riecht und er ihre Gedanken nicht lesen kann. Romeo und Julia sind ja nichts dagegen.


Jede Figur, die außer Edward und Bella im Buch auftaucht, ist platt und könnte durch einen Pappaufsteller ersetzt werden. Ich habe wirklich niemanden gefunden, dem eine eigene Persönlichkeit gegönnt werden würde, die über Stereotype hinausgeht. (die oberflächliche Zicke, das schüchterne, belesene Mädchen, der sportliche Junge...) In der Schulkantine reden Bella und ihre ‚Freundinnen‘ über Jungs, die große Liebe zwischen Edward und Bella oder über Schulbälle. Ach ja, und ab und an über Shopping. Ein Hoch auf die Emanzipation.


Jeder Junge, der auftaucht, (außer Edwards tolle Vampirbrüder) verliebt sich früher oder später in Bella. Warum? Naja, weil... ist halt so. Blasse, stille Mädchen mit dunklen Haaren sind einfach der Inbegriff einer sexy Freundin, noch nicht gewusst? Umso erstaunlicher wird diese Tatsache, wenn man sich ein Bild von Frau Meyer anschaut und sieht, dass die äußere Erscheinung von Bella exakt auf sie zutrifft. Schreiben wir das einfach mal dem Zufall zu.
Hinzu kommt, dass Frau Meyer sich offenbar nicht besonders gut im Schreiben von spannenden Szenen versteht. Edward rettet Bella knapp vor einer Vergewaltigung, aber statt seine Vampir-Kräfte mal für etwas Sinnvolles zu nutzen (zum Beispiel an wenigstens einer Stelle im Buch mal eine Szene einfließen zu lassen, bei der man darauf kommt, dass Edward vielleicht TATSÄCHLICH blutrünstig ist), fährt er sie in die nächste Gaststätte und vergisst seine Wut, sobald er seiner Geliebten beim Colaschlabbern zuschaut. Und während des Endkampfes ist die Ich-Erzählerin einfach mal ohnmächtig. Als Bella wieder aufwacht, ist der böse Vampir tot und Edward kann sich wieder vollkommen um sie kümmern.


Apropos böser Vampir- James war so ziemlich der einzige Charakter, in den ich mich einfühlen konnte. Wir hatten ein gemeinsames Ziel, und zwar Bella zu töten. Er, weil sie gut roch, und ich, weil sie mich mit seitenlangen Depri-Monologen halb in den Wahnsinn getrieben hat, aber dabei immer wieder betonen musste, wie erwachsen sie doch im Gegensatz zu allen anderen ist. Ich fands persönlich sehr schade, dass er es dann doch nicht geschafft hat.


Welches Resultat kann man aus dem ganzen ziehen? Ich mag Twilight nicht. Nicht, weil die Vampire im Sonnenlicht glitzern, (übrigens fällt auch durch eine Wolkendecke Sonnenlicht, Frau Meyer. Und UV-Licht im OP, wo Edwards Vater arbeitet, hätte ihn theorethisch genauso zur Discokugel werden lassen. Mangelnde Recherche ist in meinen Augen ziemlich witzlos, selbst bei einem Genre wie den paranormalen Romanzen), sondern weil Frau Meyer so ziemlich jede Regel bricht, die für anspruchsvolle Literatur gelten sollte, wobei ich erst sehr wenige Punkte angerissen habe. Leseempfehlung also nur für diejenigen, denen sowas egal ist oder die makabre Freude daran empfinden, über Bücher herzuziehen.

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