Trau keinem über 25!

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Little Brother von Cory Doctorow (Foto: )
Little Brother von Cory Doctorow

Stell dir vor, du wirst von einem Moment auf den anderen aus deinem normalen Leben herausgerissen. Vorher warst du ein ganz normaler Jugendlicher- okay, vielleicht hast du dich ein wenig zu sehr mit Computern beschäftigt, aber mal ehrlich, wer würde nicht gerne hacken können – und dann, als du an einem nachmittag Schule schwänzt, explodiert eine Bombe.


Nicht weit von dem Punkt entfernt, wo du stehst.
Was würde passieren? Nun, zuerst würde sicherlich Panik ausbrechen. Vielleicht wird einer deiner Kumpels verletzt. Vielleicht sucht ihr Hilfe, vielleicht rennst du an den Straßenrand, um nach einem Fahrzeug zu suchen, dass euch ins Krankenhaus bringen kann.


Und dann hält ein Fahrzeug neben dir, doch bevor du deine Situation erklären kannst, springen Männer heraus und legen dich und deine Freunde in Ketten. Festgenommen, unter Verdacht des Terrorismus.
So passiert es dem 17-jährigen Marcus Yallow. Er und seine Freunde werden an einen Ort verschleppt, den sie nicht kennen, und müssen sich einer Befragung unterziehen, die an Folter grenzt. Schon nach wenigen Tagen sind sie psychisch am Ende, werden aber unverhofft freigelassen. Nachdem sie eine Erklärung unterschreiben mussten, laut der sie alles freiwillig mitgemacht haben.


Und als sie zurück in ihre Heimat San Francisco kommen, ist nichts mehr so, wie es war. Der Heimatschutz DHS hat ein Netzwerk der Überwachung über der ganzen Stadt aufgebaut und dringt in die äußerste Privatsphäre der Bürger, alles unter dem Vorwand des Schutzes vor Terrorismus.
Aber es sind keine Terroristen, die weggesperrt werden, und keine Terroristen, die unter diesem System zu leiden haben.


So beschließt Marcus, seine Freiheit und die Kontrolle über sein Leben gegen das DHS zu verteidigen. Anonym, da offener Protest nicht erlaubt ist. Mit vielen Gleichgesinnten seiner Generation entwickelt er einen gewaltlosen Wiederstand, verwirrt die Überwachungsnetze und sorgt für unüberwachte Kommunikation. Dennoch geht das DHS mit ziemlicher Brutalität dagegen vor.
Insgesamt ein schockender Thriller auch für jüngere Leser, der einen nicht mehr loslässt und unter anderen durch viele Details überzeugt.
Das Szenario an sich ist erschreckend - erschreckend realistisch. Die allgegenwärtige Bedrohung durch Terrorismus und die gleichzeitige Unterdrückung der Bürger verleihen dem Roman auch eine psychologische Dichte. Und zuletzt kann man sich selbst nur fragen, wie weit man auf Freiheit verzichten würde, nur, um sicher zu sein.

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